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Die Martinskapelle


Die Geschichte der Kapelle (Berichtet anlässlich der Restaurierung in den Jahren 1995 bis 1997) 

Die St. Martinskapelle liegt an einer alten Passstrasse zwischen Breg- und Elzquelle, auf der Höhe der Wasserscheide Donau- Rhein. Der Ursprung der Kapelle reicht in die vorkarolinische Zeit zurück. Grabungsbefunde lassen die Annahme zu, dass hier bereits um 800 ein Sakralbau gestanden hat. Vielleicht war die Straße von Furtwangen zur Passhöhe bei der Passhöhe schon eine alte La Tèn e- Straße ( 5. – 1. Jahrhundert v. Chr.) gewesen und es gab hier Verbindungen zwischen keltischer und frühchristlicher Kultur.

Jedenfalls deutet das älteste Fundament auf einen Bau, der einen wehrhaften Eindruck macht, aber doch wohl kein Wohnhaus oder nur Festungsbau war. Zweifelsfrei belegt ist diese Zuschreibung als frühchristliche Missionskapelle allerdings nicht. Mag sein, dass diese früheste Bau am Platz einer heidnischen Opferstelle (Quellheiligtum) errichtet wurde. Nach seinen Fundamenten und den noch in der Südmauer enthaltenen Elementen könnte der Bau so ausgesehen haben, wir ihn E. Schmid als Zeichnung nach den Grabungen 1958 abgebildet hat. Damals wurde auch ein Becken freigelegt, das als Taufbecken gedient haben könnte. 

Der würfelförmige Bau hatte eine Kantenlänge von 4,20 m und kann als Kultraum verstanden werden. Der anschließende Raum wäre dann der Taufraum gewesen mit zwei Fenstern, die denen der Wendelinskapelle in Cazis- Graubünden ( 600 n. Chr.) entsprach.





Ob dieser damalige Bauidentisch ist mit dem „Waldkirchlein“, das dem Kloster St. Margareten 915 durch Stiftung zukam, ist ungewiss. Eine andere Zuordnung wäre die Kapelle, die 1178 in einer Bulle von Papst Alexander III . erwähnt wird.„Kapelle auf einem hohen Berg, welche der Gemeinde Furtwangen errichtet wurde.“ Unter Verwendung der alten Fundamente und vielleicht auch eines Teil der Außenmauern ist im Mittelalter, vermutlich in spätgotischer Zeit , wieder eine Kapelle errichtet worden. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg teilweise durch Brand zerstört und erhielt eine neue Decke (die im Mittelteil noch erhalten ist, mit der Jahreszahl 1672), und ein neues Dach.

Daneben besteht noch die Jahreszahl 1705 des barocken Altarretabels, die aufgrund authentischer Befunde bei der Restaurierung (Haas 1997 ) anstelle der. irreführenden alten aufgemalten Jahreszahl 1460eingesetzt werden konnte. Und schließlich weist noch die Jahreszahl 1905 an dem neueren Türsturz auf die Restaurierung in dieser Zeit hin.

Um 1800 könnte die St. Martinskapelle zum Kolmenbauernhof gekommen sein. Sie wurde 1848 als Sakralbau aufgegeben und in ein kleines Bauernhaus umgewandelt: Stall, Heuboden, Schuppen, Abort und Keller wurden eingerichtet und angebaut. Das Zwiebeltürmchen musste einem Schornstein weichen. Der Innenraum wurde durch einen Zwischenboden geteilt, um unten Platz für die Stallungen zu schaffen.

Inzwischen hatten die Besitzer des Kolmenhofs eine zweite kleine Kapelle bei ihrem Hof gebaut. Um die Jahrhundertwende soll die damalige Familie im Elend ein Versprechen abgegeben haben, die St. Martinskapelle wieder als Kirchlein herzurichten, wenn Gott in der Not helfen würde. So geschah es. 1905/1906 wurde die Kapelle mit eigenen Kräften und mit Handwerkern aus der Gegend wieder aufgebaut. In den Keller wurden Steine und Erdreich geschüttet, von außen wurde Erde aufgefüllt und die Kapelle erhielt ein Türmchen. 1906 fand die neuerliche Einweihung statt.

1958 wurde die Kapelle abermals restauriert und dabei grabungstechnisch untersucht. Ein Grabungsbericht von Dr. E. Schmidt liegt vor. Der Zementputz wurde entfernt und der Schutt ausgeräumt. Zwei störende seitliche Fenster aus dem 19.Jahrhundert wurden wieder entfernt. Der Altaraufsatz, der um 1920 gänzlich abgelaugt und mit Ölfarbe überstrichen worden war, erhielt wieder eine völlige Neufassung, diesmal nach historischen Vorbildern im barocken Stil: Marmormalerei, polychrome Fassung und Polimentvergoldung.

Die letzte größere Restaurierung der Kapelle fand 1995 – 1997 statt. Bei derGelegenheit erfolgte eine Bauaufnahme (Bürk) und Putzuntersuchungen (Jung). Abermals wurde aller Putz abgeschlagen, innen und außen. Die Eternitplatten wurden vom Dach entfernt und auf einer neuen Holzschalung wurde das Dach mit handgespaltenen Fichtenholzschindeln gedeckt und mit Kupferblech verwahrt. Die Zwischendecke wurde von der Holzkohleschüttung befreit und eine Lüftung eingebaut.Die Fundamente wurden von außen freigelegt und erhielten eine Drainage. Sämtliche Fugen wurden ausgekratzt und neu verfugt. Danach erhielten die Mauern innen und außen einen zweilagigen Kalkmörtelputz und Kalkkaseinanstriche. Das Altarretabel wurde auf der Basis der letzten Fassung restauriert, ebenso die gotischen Skulpturen, das Prozessionskreuz und einige naive Attributeder Kapelle (Haas).

Die Kirchenbänke wurden restauriert und die Eingangstür nach dem Muster der vorigen klassizistischenerneuert. Zur Sicherung erhielt die Kapelle eine Alarmanlage.

Schließlich bekam auch die Außenanlage eine leicht veränderte Gestalt: unmittelbar an den Außenmauern eine Drainage au gebrochenem Granit , neues Gras ringsum und Findlinge.

Mit finanzieller Unterstützung des Landesdenkmalamtes Freiburg und mit Hilfe von zahlreichen Einzelpersonen, Firmen und Institutionen konnte dieses Kirchlein so schön wieder erhalten werden. Viele Freunde der St. Martinskapelle haben durch ehrenamtliche Arbeit, durch Geld- und Sachspenden der Familie Karl und Barbara Dold geholfen, dieses Kleinod für die Zukunft gut zu bewahren.

P.H.September 1997



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